Die sinnvollste Grundlage

Im dritten Kapitel des Briefes an Titus schrieb Paulus von der Seligkeit, die Gott aus Menschenliebe schenkte, damit wir „Erben seien nach der Hoffnung auf ewiges Leben“ (Titus 3,7). Direkt im Anschluss folgt dann die Aufforderung an Titus:

„Darum will ich, dass du festbleibst, damit alle, die zum Glauben an Gott gekommen sind, darauf bedacht sind, sich mit guten Werken hervorzutun. Das ist gut und nützlich für die Menschen.“ (Titus 3,8)

Hier sagte Paulus mehr, als dass Glaubende gute Werke tun sollten. Er forderte auch nicht gute Werke aus Pflichtgefühlen oder irgendeiner Schuldigkeit heraus. Er brachte vielmehr den Zusammenhang zwischen Glauben und guten Werken in Verbindung mit dem, was eben die sinnvollste Grundlage für diesen Zusammenhang ist, nämlich die Seligkeit, die darin besteht, Erbe des ewigen Lebens zu sein. Dieses Evangelium sollte Titus mit Ernst lehren, denn wer davon ergriffen wird, kann gar nicht mehr anders, als auf gute Werke bedacht zu sein; und zwar nicht, weil er muss oder Gott gefallen müsste, sondern weil er will.
Glaube, der auf dem Fundament der himmlischen Heimat gründet, führt also keineswegs zu einer gleichgültigen Haltung gegenüber der Gegenwart, sondern ganz im Gegenteil zu einer Haltung, die gut ist und den Menschen nützt. Denn wer aufgrund dieses Evangeliums an Gott glaubt, der begibt sich willig und liebend gern innerlich unmittelbar in dieses Reich unter die Herrschaft Jesu und jagt fortan, in der Spannung, noch weiter im vergänglichen Leib in der gegenwärtigen Welt leben zu müssen, trotz Anfechtung und mancherlei Traurigkeit, der Vervollkommnung dieser Erkenntnis in freudiger Unermüdlichkeit nach. Die Perspektive der himmlischen Heimat macht dies möglich. Und sie macht das Motto begreifbar, das Jesus im Anschluss an die Seligpreisungen seinen Jüngern angesichts düsterer und schwerer Tage in der Welt mit auf den Weg gab:

„Freut euch an jenem Tage [der Schmähung und des Hasses] und tanzt; denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel.“ (Lukas 6,23)

Nichts ist größer und es braucht nicht mehr als diesen Lohn im Himmel, der nichts mit Verdienst zu tun hat, sondern das Geschenk beschreibt, das den Glaubenden dort aus Gnade erwartet. Nichts befreit besser in eine echte Freiheit und darin zu guten Werken, ohne jedes Pflichtgefühl, als ein Glaube, der genau darauf gebaut ist.

Aus: „Himmlische Heimat – Vom Potenzial eines verdrängten Geschenks“ (S. 92-93), Andreas Mast. Siehe Buchprojekte

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Überwältigender Schatz

„Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (Matthäus 6,31-33)

[…]
Die Motivation und Konsequenz, mit der diese himmlische Ausrichtung anzugehen ist, hat Jesus in zwei kurzen Gleichnissen ganz gut beschrieben. Um das Himmelreich zu veranschaulichen, erzählte er von einem Menschen, der in einem Acker einen Schatz fand. Dann heißt es von diesem Menschen: „[…] und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker“ (Matthäus 13,44). Und genauso tat es auch ein Kaufmann, der eine kostbare Perle fand. Er ging „hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie“ (Matthäus 13,46). Sowohl der Mensch auf dem Acker als auch der Kaufmann sind von ihrer jeweiligen Entdeckung in so hohem Maße angetan, dass sie gar nicht anders können, als diese für sich zu sichern. Und für beide ist es selbstverständlich, dafür alles zu geben, alles zu verkaufen und in die Entdeckung zu investieren. Das Himmelreich gleicht diesem Schatz und dieser Perle.
Dem Himmelreich uneingeschränkt konsequent nachzujagen und es für sich in Besitz nehmen zu wollen, darf nichts mit Müssen zu tun haben und nichts mit Berechnung, es soll damit zu tun haben, von der Größe und Herrlichkeit dieses Geschenks so unfassbar angetan zu sein, dass man gar nicht anders kann und will, als alles dafür zu geben. Und folglich kann es meiner Erkenntnis nach gar nichts Wichtigeres und Besseres geben, als die frohe Botschaft vom Reich Gottes in den Blick zu nehmen, nach ihr zu suchen, ihr nachzujagen und sich aufgrund dieser Hoffnung an Gott festzumachen, denn es gibt keine andere Glaubensgrundlage, die derartige und von den Umständen unabhängige Macht für erfülltes Leben in der Gegenwart besitzt.

Aus: „Himmlische Heimat – Vom Potenzial eines verdrängten Geschenks“ (S. 83-85), Andreas Mast. Siehe Buchprojekte

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Unvermeidbare Neuausrichtung

Die Unvermeidbarkeit unmittelbarer Neuausrichtung

„Er aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns geliebt und uns einen ewigen Trost gegeben hat und eine gute Hoffnung durch Gnade, der tröste eure Herzen und stärke euch in allem guten Werk und Wort.“ (2. Thessalonicher 2,16-17)

Die frohe Botschaft vom Reich Gottes ist nun die gute Hoffnung durch Gnade, wir haben einen ewigen Trost. Wie bereits erwähnt, birgt die Macht des Evangeliums durch den unmittelbaren inneren Umzug für den Gläubigen jedoch nicht nur die äußerst befreiende Relativierung der Umstände der Gegenwart, sondern eben auch enormes Veränderungspotenzial hinsichtlich dieser Umstände. Ganz selbstverständlich hatte Glaube für Paulus auch sehr viel mit gutem Werk und Wort zu tun, wozu Gott den Glaubenden stärkt. Der Empfang des Heiligen Geistes im Glauben, die Inbesitznahme des Erbes, beinhaltet, „dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit“ (Epheser 1,14) und „in einem neuen Leben wandeln“ (Römer 6,4). Innerlich erneuert und von der Knechtschaft des Vergänglichen befreit, im ewigen Reich Jesu unter seiner Herrschaft lebend, kann es für den Glaubenden logischerweise nur um das Bestreben einer Neuausrichtung auch in der gegenwärtigen Welt gehen.

„Wir sind doch der Sünde gestorben. Wie können wir noch in ihr leben? […] So lasst nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, und leistet seinen Begierden keinen Gehorsam. Auch gebt nicht der Sünde eure Glieder hin als Waffen der Ungerechtigkeit, sondern gebt euch selbst Gott hin als solche, die tot waren und nun lebendig sind, und eure Glieder Gott als Waffen der Gerechtigkeit.“ (Römer 6,2.12-13)

„Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.“ (Römer 12,2)

Wie sollte sich also der Glaubende in der gegenwärtigen und vergänglichen Welt zum Knecht derselben machen wollen, sich ihren Mächten und Zielen unterwerfen, wenn er doch weiß, dass danach etwas unvergleichlich Besseres kommt, in dem er innerlich sogar bereits lebt? Wenn ich doch schon Kind eines Königs bin, dem nichts mehr am Herzen liegt, als mit mir zusammen zu sein, kann ich doch eigentlich gar nichts anderes wollen, als diesem König nachzufolgen, zu dienen, nach seinem Willen zu fragen, und zwar in jeglicher Hinsicht schon jetzt in der Gegenwart.

Aus: „Himmlische Heimat – Vom Potenzial eines verdrängten Geschenks“ (S. 74-75), Andreas Mast. Siehe Buchprojekte

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