Der Weg des geringsten Widerstandes

Gemüse kann auch eine Lösung sein

Zunächst würde es Sinn machen, im alten Testament Daniel 1 zu lesen!
 
Um 600 vor Christus. Nebukadnezar wurde König des neubabylonischen Reiches. Er war zu dieser Zeit außer Landes unterwegs und machte auf dem Rückweg in Jerusalem einige Gefangene, die er nach Babylon verschleppte. Darunter war auch Daniel.
Daniel wurde verschleppt. Daniel wurde auserwählt, um am Hof des Königs zu dienen. Daniel wurde dem Lehrplan Nebukadnezars unterworfen. Nichts davon tat er freiwillig, er unterlag den Zwängen des Königs. Und er fügte sich. Aber er fügte sich nicht allen Zwängen. Es gab einen Punkt, an dem er sich vornahm, zu widerstehen.
Ich denke, es war keine Kleinigkeit, schließlich gab es Vorgaben des Königs, was auf seinem Speiseplan stehen sollte. Und auch die Reaktion des Aufsehers deutet darauf hin, dass es nicht unbestraft geblieben wäre, wenn es herauskäme, dass er und seine Freunde aufgrund ihres Glaubens um andere Nahrung gebeten hatten und dank eines ihnen freundlich gesinnten Aufsehers heimlich auch bekamen. Aber wie der weitere Lauf der Geschichte zeigt, es ging nicht nur einmal gut!
 
Anstatt sich den veränderten Lebensumständen einfach hinzugeben, sich allen Anordnungen widerstandslos zu fügen, um es dadurch nicht schlechter zu haben als nötig, beharrt Daniel auf bestimmte Prinzipien seinen Glaubens und vertraut auf Gott, dass ihm das nicht zum Nachteil werden würde. Und tatsächlich, die gewünschte und gewährte „Haftverschlechterungsmaßnahme: Gemüse statt Fleisch“ zahlt sich aus und wird sogar zum Vorteil:

„Am Ende der zehn Tage sahen sie besser und wohlgenährter aus als all die jungen Leute, die von den Speisen des Königs aßen.“ (V.15)
 
Einige Gedanken dazu als Anregung zum Nachdenken.
 
Wir leben in einer Zeit und Gesellschaft, die sich rasch wandelt und in der nicht viel von allzu langer Gültigkeit bleibt. Wir werden mit Trends konfrontiert, mit gesellschaftlichen Zwängen, die uns nahe legen, auf vorgegebene Art und Weise zu leben und bestimmte Dinge zu tun oder zu lassen. Aus persönlicher Perspektive ist es vielleicht die Art und Weise, wie wir uns darstellen müssen, um nicht „out“ zu sein. Oft aber ohne dadurch tatsächlich Zufriedenheit zu erfahren. In beruflicher Hinsicht könnte es sein, dass die Arbeit zuallererst kommt und alles andere zurückzustehen hat, entweder damit die Karriere nicht gefährdet ist, oder einfach, weil es der Chef so fordert und Widerstand zwecklos scheint. Oft aber auf Kosten der Gesundheit oder der Familie bzw. der Freunde.
 
Es gibt zahlreiche Zwänge in allen Bereichen unseres Lebens, die uns in durchaus große Konflikte mit unserem Glauben bringen können, ganz einfach weil man in vielem eigentlich anders handeln müsste, aber dadurch unter Umständen eben unangenehme Konsequenzen zu fürchten hätte.
 
Ich will und kann gar nicht konkret sagen, in welchem Bereich wir wie auf das reagieren müssen, was von uns durch irgendwelche „weltlichen“ Vorgaben gefordert wird, weil sich das teils doch sehr individuell entscheidet.
Ich möchte aber darauf hinweisen, dass wir in der Verantwortung stehen, zu überprüfen, ob das was wir tun oder tun sollen, mit dem, was wir glauben, auch zu vereinbaren ist. Und ich möchte im Blick auf Daniel darauf aufmerksam machen, dass es im Vertrauen auf Gott auch möglich ist, an bestimmten Grenzen halt zu machen und gegen den Strom zu schwimmen. Wir dürfen den Mut haben, bei fragwürdigen Trends nicht mitzumachen und Forderungen an uns, die über das hinausgehen, was wir eigentlich mit unserem persönlichen Glauben vereinbaren können, zu widerstehen.
 
Daniel kannte Grenzen, die er nicht überschreiten wollte, weil es entgegen der Überzeugung seines Glaubens ging. Trotz möglicher Konsequenzen stand er dazu, bemühte sich um andere Lösungen und Gott machte ihm andere Wege möglich.
 
Es hat Daniel und seinen Freunden nicht geschadet, ganz im Gegenteil. Und diese Erfahrung wünsche ich auch mir und dir, zum einen uns selbst zu Gute und zum anderen denen, die dann an unserem Beispiel sehen können, dass man doch nicht immer gezwungen ist, jedem Trend zu folgen.
„Und Gott verlieh diesen vier jungen Leuten Wissen und Verständnis in jeder Art Schrifttum und Weisheit.“ (V.17a)
„Der König unterhielt sich mit ihnen und fand [sie] … allen anderen überlegen.“ (V.19a)
Die Bibelstellen wurden der „Einheitsübersetzung der heiligen Schrift“ entnommen. Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart 1999. 

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Dieser Artikel wurde urspünglich am 09.07.2007 erstmals auf www.andima.de veröffentlicht.

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