Was erwartest du von Gott?

Die Menschen bereiteten ihm einen großartigen Empfang: Manche legten ihre Mäntel auf die Straße, andere streuten Zweige und Blumen, die sie von den Feldern geholt hatten. Vor ihm und hinter ihm liefen die Menschen und riefen laut:
„Hosanna!“
„Gesegnet, der im Namen Gottes kommt!“
„Gesegnet sei das kommende Königreich unseres Vaters David!“
„Hosanna in den höchsten Himmeln!“
(Markus 11,8-10; wie auch alle anderen Bibelstellen aus: „Anstoß“, das neue Testament für Freunde des heiligen Rasens, Fred Ritzhaupt, adeo, 2010)

Neulich blieb ich beim Lesen des Markus-Evangeliums auch an dieser Stelle kurz hängen. Beschrieben wird hier Jesu Einzug in Jerusalem. Nicht leise, nicht nebenbei, sondern umjubelt, voller Freude und voller Erwartung, schließlich war es ja auch nicht irgendjemand, der hier in Jerusalem ankam. Ja, voller Jubel, voller Freude und voller Erwartung feierten die Menschen Jesu Einzug.
Die Frage, die mir dabei in den Sinn kam: Voll welcher Erwartung waren diese Menschen in diesem Moment eigentlich?
Die Antwort liegt, so denke ich, auf der Hand: Jetzt ist die Zeit gekommen und Jesus reißt das Steuer an sich. Jetzt wird in Jerusalem aufgeräumt, Missstände werden behoben, der Messias ist da und übernimmt!

Diese „vermutlichen“ Erwartungen an Jesus entsprachen in diesem Augenblick, wie wir wissen, nicht dem, was geschehen sollte.
Welche Erwartung habe ich an Jesus? Mit welcher Erwartungshaltung trete ich vor Gott?

„Geh mir aus dem Weg, Petrus! Verschwinde, Satan! Du verstehst nicht, was Gott vorhat, weil du nur an das denken kannst, was dir passt.“ (Markus 8,33) So spricht Jesus mit seinem widersprechenden Jünger, nachdem er einen Ausblick gibt, auf das, was passieren wird. Bei Luther heißt es: „… denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.“

Wie sind meine Erwartungen Gott gegenüber geprägt?
Natürlich zunächst menschlich, denn ich bin Mensch. Aber Jesus zog eben nicht in Jerusalem ein, um dort aufzuräumen, sondern um am Kreuz zu sterben. Jesus kam nicht auf diese Welt, um uns hier ein angenehmes irdisches Leben zu schaffen, sondern um uns den Weg zu bereiten, ein göttliches ewiges Leben in seiner Gegenwart zu genießen.
Jesus erzählte seinen Jüngern mehrfach, was geschehen würde, aber sie verstanden nicht, sondern erwarteten, was ihnen passte.

Inwiefern entsprechen meine Erwartungen dem, was Gott für mich bereithält?
Gottes Plan mit uns beschränkt sich bei weitem nicht auf das Hier und Heute.
Mein Leben kommt nicht zur Vollendung, wenn ich es schaffe, die Karriereleiter zu erklimmen oder wenn ich Frau, Kinder und Eigenheim mein Eigen nenne. Nicht, wenn ich alle Orte dieser Welt bereist habe, die man unbedingt bereist haben muss und auch nicht, wenn ich hinter alle Vorhaben einen Haken gemacht habe, die ich mir für dieses Leben vorgenommen habe. Ja, nicht einmal dann, wenn ich und alle, die mir lieb sind, entweder von Krankheit und Unglück verschont bleiben oder es uns vergönnt ist, sie zu überwinden.

Mein Leben kommt dann zur Vollendung, wenn ich bei Gott bin. Denn das ist sein Wunsch, dass ich bei ihm bin. Und du! Und jede/jeder andere!

Mit welchen Erwartungen trete ich vor Gott?
Natürlich erwarte ich mir für dieses Leben, dass Gott mir hilft, dass er an meiner Seite ist, und warum sollte er nicht in der Lage sein, auch heute noch Wunder zu tun? Aber mir kommt die Perspektive Ewigkeit einfach oft zu kurz bei allem, was ich erwarte. Diese Perspektive ist für mich schlicht und ergreifend das größte Geschenk überhaupt, das Gott mir machen kann, wenngleich ich es oft nicht greifen kann oder will, denn aus diesem Blickwinkel erscheint hier und heute alles in einem anderen Licht!

Ich wünsche mir und dir eine große Erwartungshaltung gegenüber Gott für dieses Leben, aber ich wünsche uns noch mehr, dass wir uns ins Bewusstsein rufen, dass das Größte und Wichtigste, was wir von Gott erwarten dürfen, etwas Göttliches ist und alles Irdische, sowohl Glück als auch Unglück, in den Schatten stellen wird.

Demjenigen, der leidet, zum Trost: „Was die Leiden anbelangt, bin ich der festen Überzeugung, dass sie im Vergleich zu der Herrlichkeit, die wir erleben werden, völlig unbedeutend sind.“ (Römer 8, 18)
Demjenigen, dem es gut geht, zur Mahnung: „Darüber hinaus wollen wir nicht vergessen, das Gute, das wir empfangen haben, an andere weiterzugeben und unserer Gemeinschaft zu dienen.“ (Hebräer 13, 16)

„Denn wir gehören nicht auf Dauer in diese Stadt, sondern wir sind unterwegs in die zukünftige, unvergängliche, die auf uns wartet.“ (Hebräer 13, 14)

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