Ich elender Mensch

„Denn ich weiß, dass in mir, das heißt, in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“ (Römer 7,18-19)
„Denn ich habe Freude an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen. Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das widerstreitet dem Gesetz in meinem Verstand und hält mich gefangen im Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.“ (Römer 7,22-23)

Immer wieder muss ich einsehen, dass ich, so frei ich angesichts meiner himmlischen Heimat auf eine bestimmte Weise sein mag, dann doch auch immer noch Gefangener in dieser Welt bin. Das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Ich will es nicht und doch tue ich es. Ich mache Fehler, meist nur kleine, aber dann geschehen plötzlich auch Dinge, die einfach nicht geschehen dürfen, Dinge, die mich nicht nur zutiefst beschämen, sondern regelrecht erschaudern lassen. Ich kann nur von mir reden … ich habe diese Erfahrung jüngst wieder gemacht.

„Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Leib des Todes? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!“ (Römer 7,24)

Ich bin so dankbar, dass ich die Perspektive ewigen Lebens haben darf, dass ich von meinem Zuhause bei Gott wissen darf, und dass diese Zeit kommen wird, wo alles Böse keinen Platz mehr hat. Ich darf diese Verheißung kennen und will darauf bauen. Was aber andererseits nicht heißt, dass ich dadurch das Böse, das ich heute tue einfach stehen und geschehen lassen darf. Ich muss mit den Konsequenzen leben, kann mich vor Verantwortung nicht drücken. Und ich muss selbst Konsequenzen ziehen! Aber ich muss nicht nur, nein, ich will Konsequenzen ziehen und ich tue es auch. Paulus soll mein Vorbild sein.

„Wisst ihr nicht: Die im Stadion laufen, die laufen alle, aber nur einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt. Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen. Ich aber laufe nicht wie ins Ungewisse; ich kämpfe mit der Faust nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich schinde meinen Leib und bezwinge ihn, dass ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde.“ (1. Korinther 9,24-27)

Ich bin weit weg, wie Paulus zu sein, würde mich niemals mit ihm messen wollen. Aber ich will mich in dieser Welt nicht länger kampflos ergeben und mich nicht mehr allzu leicht zu schändlichen Dingen hinreißen lassen, die ich eigentlich nicht im Geringsten will. Deshalb muss mein Blick in Richtung Ziel gehen, Stunde für Stunde, Tag für Tag. Und im Blick auf das, was mich nach der göttlichen Verheißung einst erwarten wird, will ich heute ein anderes Leben führen. Und wenn ich falle, werde ich wieder aufstehen, Konsequenzen ziehen und weiter geht’s; gegenwärtig immer in der Verantwortung für mein Tun, aber gleichzeitig im Vertrauen auf die unfassbare Gnade und Vergebung meines Herrn.

„Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Leib des Todes? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!“ (Römer 7,24)

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Zeichen seiner Güte

Beim Laufen heute Morgen nutzte ich die Zeit, um mich verschiedenen Fragen zu stellen:
Was kann ich tun, um den Tag heute zufriedenstellend zu nutzen, anstatt seine Möglichkeiten wie so oft zu versäumen? Wie kann ich wenigstens eine der Schwierigkeiten, die mir das Leben schwer machen, am Kragen packen und aus der Welt schaffen oder dies zumindest in die Wege leiten? Ich will und muss tun, was ich tun kann, aber was ist es, das ich tun kann und muss? Dass ich es geschafft habe, mich zum Laufen durchzuringen, nach dreiwöchiger Pause, war zwar ein guter Start in den Tag, aber was braucht es, damit es danach positiv weiter gehen kann?
Ich kam lange zu keinem Ergebnis. Zwar durchdachte ich verschiedene mir bekannte problematische Situationen und prüfte sie auf Optionen und deren Pros und Kontras, aber ich konnte in keinem Fall einen sinnvollen Ansatz entdecken, den es zu verfolgen lohnte. Frustriert über die mangelhaften Erfolgsaussichten für den Tag kam mir dann wieder mal ein Bibelvers in den Sinn, der mir vor über einem Jahrzehnt in einer ganz besonders erdrückenden Zeit bei einer Freizeit zugelost und mit auf den Weg gegeben wurde:

HERR, gib mir ein sichtbares Zeichen deiner Güte! (Psalm 86,17; Hoffnung für alle)

Nicht zu zählen, wie oft dieser Vers zu meinem Gebet wurde, seit dieser Zeit. Erdrückende Phasen, in denen mir nichts blieb, als Gott um dieses sichtbare Zeichen anzuflehen, gab es seither genug. Und so oft, wie man hören kann, wie andere den Segen Gottes zu spüren bekommen, sich hier und dort von Gott reich beschenkt sehen, da muss doch auch für mich wenigstens ein kleines Zeichen drin sein. Ein stilles Gebet, während ich berufstechnisch keinen Fuß auf den Boden kriege, mich psychisch und physisch dieser Welt nicht gewachsen sehe, und dabei zusehen muss, wie meine Freunde um mich herum ihre Wege gehen. Ein stilles Flehen, während ich in Sachen Partnerwunsch hilflos von einem unheilvollen Dilemma ins nächste stürze – wehrlos, obwohl vom ersten Moment an der Situation bewusst – und mir Stück für Stück darin untergehend nichts bleibt, als dabei zuzusehen, wie um mich herum munter geheiratet wird, Familien gegründet und Häuser gebaut werden. Scheinbar Gottes Segen überall, nur nicht bei mir.

HERR, gib AUCH MIR ein sichtbares Zeichen deiner Güte!

Und nun kam mir heute, gegen Ende meiner Runde, wieder dieser Vers in den Sinn. Und plötzlich … nein, auch heute ist nichts Außergewöhnliches passiert. So wenig wie vor über zehn Jahren, so wenig wie seither in all den Momenten, in denen ich um dieses Zeichen bat. Abgesehen von einer Sache. Abgesehen davon, dass mir heute erneut klar wurde, was ich in eben diesen Jahren lernen durfte: Des größten Zeichens göttlicher Güte bin ich mir längst bewusst! Ich kann und darf mich glücklich schätzen, die Verheißung Gottes für mich und jeden einzelnen Menschen zu kennen:

„Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird. Freuet euch und seid fröhlich immerdar über das, was ich schaffe.“ (Jesaja 65,17-18)

Ich halte mich fest, ich klammere mich dran, am Evangelium vom Reich Gottes. Ich will nicht aufhören, der Verheißung zu glauben, dass meine Heimat woanders ist. Ich will mit Paulus darauf vertrauen, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber dem, was im Himmel auf uns wartet. Ich will mir vor Augen halten, dass wir hier keine bleibende Stadt haben, will die zukünftige suchen und mich freuen, dass mein Name im Himmel geschrieben steht.
Das ist kein sichtbares Zeichen göttlicher Güte. Und wenn ich mir noch oft solch ein sichtbares Zeichen wünschen werde und, wer weiß, vielleicht sogar ab und zu erleben sollte, ich will keines davon brauchen. Es ist sowieso so eine Sache mit diesen sichtbaren Zeichen.
Auch wenn ich es nicht weiß, nicht wissen kann, mit Paulus will ich es so sehen:

„Denn wir wissen: Wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.“ (2. Korinther 5,1)

Das soll meine Perspektive sein, daran will ich mich klammern, immer wieder neu, denn darin steckt mehr Freiheit und Trost als in irgendetwas sonst, schon für den heutigen Tag, was immer er auch bringen mag. Und wenn ich jetzt in vielerlei Hinsicht nach wie vor keine Ahnung hab, was ich heute oder morgen zu tun habe, eines weiß ich, das ich tun muss: Nicht aufzuhören, von dieser Perspektive zu reden!

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… nach seiner Barmherzigkeit …

„Das Gnadenjahr des Herrn, das Sterben und Auferstehen Jesu, ereignete sich nach dem Willen Gottes. Nach Jesu Auferstehung musste der Himmel ihn „aufnehmen bis zu den Zeiten, in denen alles wiederhergestellt wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn“ (Apostelgeschichte 3,21). Und auch zuvor handelte Jesus nicht aus sich heraus, sondern folgte dem Plan Gottes, wie er selbst sagte: „der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll. Und ich weiß: Sein Gebot ist das ewige Leben“ (Johannes 12,49-50). Mit Paulus leben wir seither „in der Hoffnung auf das ewige Leben, das Gott, der nicht lügt, verheißen hat vor den Zeiten der Welt“ (Titus 1,2).
Es ist der Plan Gottes, es sind unerforschliche Wege, denen er folgt. Paulus schreibt an Titus:

„Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands, machte er uns selig – nicht um der Werke willen, die wir in Gerechtigkeit getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – […], damit wir […] Erben seien nach der Hoffnung auf ewiges Leben.“ (Titus 3,4-5.7 )

Gott geht den Weg, den er geht, und zwar nicht, weil er jemandem etwas vergelten müsste, sondern weil er will, aus Barmherzigkeit. Und es ist ein guter Weg, auch wenn ich Mensch vieles nicht verstehe, ganz einfach, weil Gott etwas Besseres für uns vorgesehen hat.“

Aus: „Himmlische Heimat – Vom Potenzial eines verdrängten Geschenks“ (S. 52-53), Andreas Mast. Siehe Buchprojekte

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